01.08.2012
Sporttaucher können auch Häuslebauer sein. Wolfgang Tröger und Olaf Voigt beweisen es. Zurzeit hantieren die beiden häufiger mit Maurerkelle und Motorsäge als mit Tauchermaske und Atemregler.
Am Uthleber Weg entstehen zwei Fachwerkhäuser. Das ist kein Anbau für die Actionsport-Tauchbasis. Denn die vier mal fünf Meter breiten sowie vier Meter hohen Gebäude sind nicht für diese Welt bestimmt. Tröger und Voigt wollen ihre Bauwerke versenken. Im Sundhäuser See. "Nordhusia" wächst. Die beiden Fachwerkhäuser sind der zweite Bauabschnitt der Unterwasserstadt.
17 Segmente sind insgesamt geplant. In vier Jahren soll Nordhusia komplett sein. Auf einer Fläche von rund 400 m².
Das Tauchen im glasklaren See lockt jetzt schon Wassersportler aus der gesamten Bundesrepublik an.
Jährlich sind es 10.000.
Mit der neuen Unterwasser-Attraktion soll es noch interessanter werden, hofft Basis-Inhaber Wolfgang Tröger.
Zudem soll "Nordhusia" ein Biotop werden. Nicht nur Neoprenanzüge sollen hier zu sehen sein.
Auch Fische, Krebse, Muscheln und Schwämme. Deshalb verwenden Tröger und Basisleiter Voigt nur umweltverträgliche Materialien beim Bau ihrer Unterwasserstadt.
Das erste Haus steht bereits nahe des Sees, das zweite ist in Arbeit. Das Fachwerk zimmern Tröger und Voigt aus Lärchenholz, das von Bäumen stammt, die im Vorharz wuchsen. Die Fächer füllen sie mit Leichtbeton aus. Fenster und Türen werden der Durchschlupf für die Taucher sein. Das Dach soll eventuell ebenfalls einen Einstieg ermöglichen.
Befreundete Holzschnitzer fertigen zwei Bäuerinnen als lebensgroße Figuren an. Diese beiden Werke aus Eichenholz sollen in den Häusern ihren Platz finden. "Damit das Ganze dort unten im See nicht so leblos wirkt", erklärt Tröger.
Neben den Fachwerkhäusern planen Tröger und Voigt innerhalb des zweiten Bauabschnittes auch einen "Friedhof mit Grabsteinen" auf einer vier mal vier Meter großen Platte. Das wirkt ein wenig makaber - auf dem Seeboden in einer Tiefe von zwölf Metern. Aber Taucher mögen schwarzen Humor.
Wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, dann sollen die beiden Häuser und die Friedhofsplatte in der ersten Septemberwoche im Sundhäuser See versenkt werden.
Ursprünglich sollte zu diesem Ensemble auch eine drei Meter hohe Kopie des Nordhäuser Rolands gehören. Aber dieses Projekt wäre nur dann realisierbar gewesen, hätten sich die Stadtverwalter daran finanziell beteiligt. Einen Brief mit entsprechender Bitte hatte Tröger bereits vor Monaten an den Bürgermeister geschrieben.
"Eine Antwort gab es bis heute nicht", bedauert der 62-Jährige. In den kommenden Wochen will Trögers Truppe nicht nur Nordhusias zweiten Abschnitt errichten.
Im See sollen auch 100 Störe ausgesetzt werden. Für das nächste Jahr ist der dritte Abschnitt der Unterwasserstadt vorgesehen.
"Wir wissen aber noch nicht genau, was es sein wird", blickt Wolfgang Tröger voraus, "vielleicht das Rathaus." Und Olaf Voigt ergänzt: "Dann hoffentlich mit der Roland-Figur." Nordhusias erstes Element ist seit vorigem Herbst im See. Es besteht aus sechs Teilstücken. Drei bilden einen fünf Meter hohen Turm, die anderen drei eine insgesamt 15 Meter lange Stadtmauer.
"Die sieht schöner aus als die Richtige", meint Tröger. Eine Ritter-Figur, ein Gefangener im Turm sowie zwei Eulen zeugen zudem von der Liebe zum Detail, mit der die Macher zu Werke gehen.
Schiffe versenken konnten die Nordhäuser schon, bevor sie mit dem Städtebau begannen. Deshalb ruhen auch drei Wracks auf dem Grund des Sundhäuser Sees.
All diese Ideen kommen bei den Tauchern sehr gut an. "Das ist deutschlandweit einmalig", weiß Tröger und freut sich über "viel Resonanz". Die Gäste steigen nicht nur in den See. Viele übernachten auch, kaufen hier ein. Es sind Touristen, die Geld in die Stadt bringen.
"Die Nordhäuser Tauchgewässer sind in Deutschland bekannter als der Doppelkorn", sagt Tröger.
Thüringer Allgemeine - Mittwoch, 01.August 2012 | Text: Jens Feuerriegel | Foto: Roland Obst
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